Lehrer Nolte wurde nach dem Einmarsch der englischen Truppen zum Hilfspolizisten bestellt. Die Schule blieb vorläufig geschlossen. Doch damals machten sich die Menschen keine Sorgen um den Schulbesuch ihrer Kinder. Es Begann der jahrelange Kampf um das tägliche Brot bei der Stadtbevölkerung. Hunger und Seuchen drohten. Dazu kamen die bangen Fragen nach den Soldaten, von denen man keine Nachricht bekommen konnte. Da verfügte die Militärregierung Anfang Mai 1945, da� alle Bauernhöfe entlang der Grenze in einer Tiefe von 2 km geräumt werden mü�ten. Das Grenzgebiet wurde zur Sperrzone erklärt. Die unglücklichen Bauernfamilien zogen mit ihrem Vieh und dem Hausrat zu verwandten Bauern in den benachbarten Bauern-schaften. Nach einiger Zeit erhielten einige der Vertriebenen Ausweise, die das Betreten des Sperrbezirks ermöglichten, um die Ernte einzubringen.
Die Schule lag knapp au�erhalb des Sperrgürtels. Die Militärregierung beauftragte Herrn Lehrer Nolte, wieder Unterricht zu erteilen. Am 6. Oktober 1945 wurde der Unterricht in der Schule wieder eröffnet. Nach einem feierlichen Gottesdienst segnete Kaplan Plugge die Schulräume ein. Lehrer Nolte hängte das Kreuz wieder an seinen Ehrenplatz. Die Schule erhielt wieder ihre ursprüngliche Bezeichnung "Kath. Volksschule Gro�emast". Ein geordneter Schulbetrieb war fast unmöglich. Es fehlten Hefte und Tinte, Schultafeln und Griffel. Kreide zum Beschriften der Wandtafel war nicht erhältlich. Schulbücher aus der Nazizeit durften nicht verwendet werden. Nun begann das gro�e Besorgen dieser Sachen im Wege des Tauschhandels. Da nahte der kalte Winter. Für die Beheizung des gro�en Klassenofens fehlten Kohlen und Brikett. Die Bauern lieferten das notwendige Ofenholz. Voller Stolz vermerkt Lehrer Nolte in seinen Aufzeichnungen, da� im Gegensatz zu vielen anderen Schulen an der Schule Gro�emast im Winter 1945/46 keine einzige Schulstunde ausgefallen sei.
Das Schuljahr 1946/47 begann nach den Osterferien mit 120 Kindern, eine Steigerung um 100%. Diese Verdoppelung der Schülerzahl hatte ihre Ursache in der furchtbaren Tragödie der Vertreibung der Menschen aus Ostpreu�en, Westpreu�en und Schlesien durch russisches und polnisches Militär. Die unglücklichen Familien wurden bei den Bauern untergebracht. Lehrer Nolte unterrichtete das 3. bis 8. Schuljahr mit 72 Kindern von 8.00 Uhr bis 11.00 Uhr. Von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr erhielten die 50 Kinder der beiden unteren Jahrgänge bei ihm Unterricht. Dieser nicht mehr vorstellbare Unterrichtsnotstand wurde erst im August 1947 gemildert durch die Einrichtung einer zweiten Lehrerstelle. Aus dieser Zeit ist vielen ehemaligen Schülerinnen und Schülern die damalige Junglehrerin Agnes Eising noch in Erinnerung. Nach dreijähriger Tätigkeit an der nunmehr zweiklassigen Volksschule Gro�emast erkrankte sie an Magenkrebs und verstarb am 15. Oktober 1950 im Vredener Krankenhaus. Sie wurde beerdigt in ihrer Heimat Essen-Karnap, betrauert von ihrem Hauptlehrer und der Schulgemeinde. Noch am 5. Mai 1950 hatte sie an der Schule Gro�emast ihre 2. Lehrerprüfung abgelegt. Mit der Einrichtung der 2. Lehrerstelle mu�te der Unterricht in zwei Schichten gehalten werden. Am Vormittag erhielten das 3. bis 8. Schuljahr Unterricht, am Nachmittag die beiden unteren Jahrgänge. So ganz nebenher mu�ten die beiden Lehrpersonen auch noch die Schulspeisung für die Kinder organisieren, deren Eltern keine Landwirtschaft hatten.
Nach der Währungsreform am 20. Juni 1948 ging es überall wieder aufwärts. De Gemeinde Ammeloe lie� das Schulgebäude gründlich rnovieren. Herr Nolte erhielt im Schulgarten einen massiven Hühnerstall. Mit der Oberklasse unternahm Lehrer Nolte im Jahr 1949 eine Fahrt zum Teutoburger Wald und wanderte mit den Kindern über den Kamm. Im folgenden Jahr organisierte er eine Fahrt ins Sauerland. 1951 folgte eine Wanderfahrt zum Niederrhein nach Xanten und Kevelaer. Auch die Schülersituation entspannte sich. Besuchten im Jahr 1950 noch 105 Kinder die Schule, sank die Zahl im folgenden Jahr auf 86 und erreichte im Jahr 1956 wieder den Normalstand mit 58 Kindern. Grund für die rapide Verringerung der Schülerzahlen war die Abwanderung der Flüchtlinge und Vertriebenen, die nach der Währungsreform in dem nun aufblühenden Wirtschaftsleben Arbeit, Wohnung und Brot fanden. Die 2. Planstelle an der Schule wurde gestrichen. Die Lehrerin Bergerfurth wurde in den Regierungsbezirk Düsseldorf versetzt.
Der sich nun allmählich entwickelnde Wohlstand ermöglichte in der Mitte der 50er Jahre vielen Menschen den Bau eines Eigenheimes. Auch bei den nachgeborenen Bauern-söhnen und ihren Familien wuchs der Wunsch nach einem eigenen Haus. Rat und Verwaltung der Gemeinde Ammeloe mit dem Bürgermeister Heinrich Roths an der Spitze bemühten sich intensiv um die Erschlie�ung von Siedlungsgebieten. Das wachsende Angebot an industriellen Arbeitsplätzen ermöglichte diese Entwicklung und wirkte der bis dahin üblichen Abwanderung junger Menschen massiv entgegen. Es entstanden in der Bauernschaft Gro�emast die sogenannte "Blumen- und die Baumsiedlung".